Crowdinvesting: So funktioniert es
Beim Crowdinvesting arbeiten viele Anleger zusammen. Dadurch profitieren die einzelnen Investoren von günstigen Konditionen. Bei dieser Finanzierungsform handelt es sich um eine andere Art des Crowdfundings. Mit Crowdfunding können durch das Sammeln von Geldern Unternehmen gegründet oder Produkte produziert werden. Gläubiger sind eine Vielzahl von Personen, die über das Internet mit den Gründern in Kontakt treten. Der deutsche, weniger gebräuchliche Begriff ist die Schwarmfinanzierung.
Im Unterschied zum Crowdfunding erhalten die Investoren beim Crowdinvesting kein Produkt als Gegenwert, sondern Anteile an Unternehmen oder eine Vergütung durch Zinsen und Gewinnbeteiligungen.
Die Eigenschaften des Crowdinvestings
Über das Internet suchen sich Gründer Investoren für ihre Projekte. Andere Plattformen werden zwar auch genutzt, sind jedoch eher selten. Jeder potenzielle Investor kann sich mit seinem Beitrag am Vorhaben beteiligen. Die Höhe des gesponserten Betrags ist nicht entscheidend. Es ist sogar eher üblich, dass Anleger nur geringe Geldbeträge investieren. Das benötigte Budget wird dann durch die Masse an Gläubigern erreicht. Sie erhalten in der Regel Genussrechte, vergeben partiarische Darlehen oder werden stille Teilhaber.
Vorteile und Nachteile des Crowdinvestings
Anleger können schon mit kleinen Beiträgen auf einen hohen Gewinn hoffen. Das finanzielle Risiko ist nicht groß, sofern tatsächlich nur ein geringer Betrag investiert wird. In vielen Fällen sind die Mindestbeiträge überschaubar oder nicht vorhanden. Dadurch können Investoren selbst entscheiden, wie viel Geld sie einbringen wollen. Diese Finanzierungsform ist vor allem für Personen interessant, die sich die alleinige Finanzierung nicht leisten könnten. Sie profitieren von der Vielzahl der Investoren. Das Risiko bei Crowdinvestings besteht darin, den eigenen Einsatz zu verlieren, wenn das unterstützte Unternehmen oder Produkt nicht den erhofften Gewinn erzielt.
Darüber hinaus gibt bei zinsgebundenen Anlagen stets das Risiko, dass sich die Zinsen zum Nachteil der Anleger ändern. Gründern wird außerdem in einigen Fällen ein einseitiges Kündigungsrecht eingeräumt. Dadurch besteht für Investoren die Gefahr, dass ihre Geldanlage, nach Ablauf der Mindesthaltefrist, gekündigt wird.
Die Plattformen für Crowdinvesting
Es gibt verschiedene Anbieter, die in unterschiedlichen Branchen Geldgeber und Gründer miteinander vernetzen. Darüber hinaus besteht natürlich immer die Möglichkeit, über eigene Webseiten für sich und sein Vorhaben zu werben und so Gelder zu sammeln.
EXPORO
Wer im Bereich Immobillien nach Anbietern sucht, der wird auf EXPORO fündig. Bereits ab 500,- Euro kann hier in Immobilienprojekte investiert werden. Der Anleger wird Gläubiger eines Nachrangdarlehens. Er wird aus einem festen, endfälligen Zins vergütet. Bezahlt werden kann per Überweisung oder Lastschrift.
Ein Investor eröffnet über EXPORO ein Depot bei der Baader Bank. Dafür wird einmalig die Identität des Anlegers per Postident überprüft. Diese Überprüfung findet für alle Produkte statt, die dem Kreditwesengesetz folgen.
Bergfürst
Der Fokus von Bergfürst liegt ebenfalls auf Immobilien. Im Gegensatz zu EXPORO reichen hier allerdings schon 10,- Euro aus, um eine Investition zu tätigen. Der Anleger vergibt ein partiarisches Darlehen, oder erhält Aktien, Anleihen und Genussscheine.
Bergfürst arbeitet mit der Firma Cybits. Die Identität der Anleger wird durch das Scannen und Mailen des Personalausweises ermittlelt. Eine Überprüfung über Postident findet nicht statt.
Weitere Portale, auf denen Crowdinvesting für Immobilien angeboten wird, sind unter anderen Zinsland, Zinsbaustein, ReaCapital, Engel & Völkers Capital, iFunded, Grundag und Sarego.
bettervest
Bei bettervest können Anbieter in erneuerbare Energien investieren. Unternehmen, Vereine oder Sozialträger bieten ihre Projekte für Energieeffizienz als zweckgebundenes Crowdinvesting an. Mit 50 Euro Mindestbeitrag können die Sponsoren durch einen Darlehensvertrag in die Projekte investieren. Bezahlt wird durch die Einzahlung des Beitrags auf ein Treuhandkonto. Die Anleger werden an den erzielten Einsparungen beteiligt. Die Rückzahlung an die Geldgeber erfolgt jährlich und beinhaltet die Rendite.
Econeers
Über econeers vergibt der Investor mit einem Mindesteinsatz von 250,- Euro ein partiarisches Nachrangdarlehen. Der Beitrag wird durch Lastschrift vom Sponsor eingezogen. Die Rückzahlung erfolgt durch feste Zinsen und einer teilweisen Gewinnbeteiligung. Econeers vermittelt Projekte zur Nachhaltigkeit und Energieeffizienz.
Weitere Anbieter für Crowdinvestings im Bereich Energie sind zum Beispiel LeihdeinerUmweltGeld, GreenVesting, ecoligo und Klimaschwarm.
FunderNation
Wer sein Geld lieber in Start-Up Unternehmen anlegen will, der wird bei FunderNation fündig. Die Webseite hat ihre Schwerpunkte auf die Bereiche Medien und IT, Nachhaltigkeit, medizinische Technik, Raumfahrttechnik und Frauen in Führungspositionen ausgerichtet. Für mindestens 100 Euro vergibt der Investor ein partiarisches Nachrangdarlehen. Wie das Geld an die Anleger zurück gezaht wird, hängt vom jeweiligen Start-Up Vertrag ab. Sowohl Festverzinsung, als auch Gewinnbeteiligungen sind möglich.
CrowdInvest24
Um bei Crowdinvest24 in Start-Ups zu investieren, müssen Anleger mindestens 100 Euro aufbringen. Manche Projektanbieter auf der Webseite verlangen allerdings einen höheren Betrag. Investoren vergeben ihr Geld in Form von Nachrangdarlehen an Gründer. Das Geld wird per Banküberweisung eingezahlt. Die Gläubiger erhalten ihr Geld durch die Zinsen zurück. Die Rückzahlung erfolgt in Raten oder als Einmalbetrag am Ende der Laufzeit.
In Start-Ups kann außerdem bei Companisto, Seedmatch, aescuvest, transvendo und myvalley investiert werden.
Moneywell
Bei Moneywell können Anleger in Sachwerte investieren. Der Vorteil für Sponsoren ist laut Anbieter, dass bei Sachgütern keine gravierenden Wertschwankungen zu erwarten sind. Mit mindestens 100 Euro Beitrag erhalten Anleger aller drei Monate ihre Vergütung, in Form von Zinszahlungen. Anstelle von der Investition in neue Unternehmen, wird das Geld an bestehende, mittelständische Unternehmen und deren Sachwerte gezahlt.
Weitere Crowdinvestings gibt es im Bereich Sport, bei der Förderung von jungen Fußballern. Über Kickrs können Anleger in Fußball-Talente investieren und von deren Erfolg profitieren. Bei SpaceStarters werden Projekte aus dem Bereich Luft- und Raumfahrt für interessierte Geldgeber angeboten.
Funding-Schwelle bei Crowdinvestings
Die Geldanlage kommt nur zustande, wenn nach einer gewissen Zeit, dem Funding-Zeitraum, genug Geld gesammelt wurde. Diese Funding-Schwelle wird im Vorfeld festgelegt. Erreicht das Projekt diese Schwelle nicht, erhalten die Investoren in der Regel ihr Geld innerhalb einer bestimmten Frist wieder zurück. Welche Kosten dadurch entstehen, hängt vom jeweiligen Anbieter ab.
Verbraucherschutz und Crowdinvestings
Viele Verbraucherschutzorganisationen warnen vor allem Kleinanleger vor Crowdinvestings. Problematisch seien in erster Linie die VermögensanlagenInformationsblätter, die genaue Informationen über die Anlage enthalten sollten. Diese seien, so der baden-württembergische Verbraucherschutz, lückenhaft. Anleger sollten vor ihrer Investition daher genau prüfen, ob alle nötigen Informationen vorliegen. Vor allem gilt es vorab zu kontrollieren, ob das eigene Risiko nicht zu hoch ist. Die Gefahr bei Crowdinvestings auf Projekte zu setzen, die sich für die Anleger nicht rentieren, ist hoch. Allein schon durch die Anzahl der Investitionsmöglichkeiten ist die Gefahr groß, dass vor allem Kleinanleger den Überblick verlieren. Kritisch gesehen werden muss außerdem, dass keine Preisbildung über den Markt stattfindet.
Eine Zusammenfassung zum Thema Crowdinvesting
Wer eine moderne Anlageform für sein Vermögen sucht und dabei das Risiko des Totalausfalls und fehlender Rendite nicht scheut, für den ist Crowdinvesting genau das Richtige. Investoren können neue, innovative Projekte fördern und sich schon mit kleinen Beiträgen Anteile an Unternehmen sichern. Für Gründer bietet Crowdinvesting die Möglichkeit, die eigenen Visionen Wirklichkeit werden zu lassen. Wichtig ist, dass sich sowohl die Gründer, als auch die Anleger im Vorfeld ausreichend informieren. Damit wird das Risiko auf beiden Seiten minimiert. Über das Internet sind beide Parteien schnell vernetzt und einem erfolgreichen Crowdinvesting steht nichts mehr im Wege.